Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden by Lagerlöf Selma

Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden by Lagerlöf Selma

Autor:Lagerlöf, Selma [Lagerlöf, Selma]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Die Andere Bibliothek
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00


XXIX. Dalälven

Freitag, der 29. April

An diesem Tag bekam Nils Holgersson das südliche Dalarna zu sehen. Der Weg der Wildgänse führte über das riesige Grubenfeld von Grängesberg, über die großen Anlagen bei Ludvika, über die Eisenhütte von Ulvshyttan und die alte, aufgelassene Fabrik von Grängshammar bis zu den Feldern in der Ebene von Stora Tuna und zum Fluß Dalälven. Zu Beginn der Reise, als der Junge hinter jedem Bergrücken die Schornsteine der Fabriken sah, dachte er, diese Landschaft gliche Västmanland. Doch als er am großen Fluß angelangt war, bekam er etwas Neues zu sehen. Denn dies war der erste richtige Strom, den der Junge je erblickt hatte, und es überwältigte ihn, als er diese große, breite Wassermasse durch die Landschaft gleiten sah.

Als die Wildgänse die Floßbrücke von Torsång erreicht hatten, wendeten sie und folgten nun dem Flußlauf nach Nordwesten, als ob sie ihn als Wegweiser benutzen wollten. Der Junge schaute nach unten auf die Ufer, die über lange Strecken hinweg mit Gebäuden übersät waren. Er sah die großen Wasserfälle bei Domnarvet und Kvarnsveden und die Fabrikanlagen, die sie antreiben mußten. Er sah die Floßbrücken, die im Fluß lagen, die Fähren, die er trug, die Baumstämme, die er flußabwärts rollen ließ, die Eisenbahngleise, die ihm folgten und die ihn überquerten. Allmählich begriff er, welch ein großes und merkwürdiges Gewässer er vor sich hatte.

Der Fluß bildete nach Norden eine lange Bucht. Oben im äußersten Winkel der Biegung war es einsam und leer, und die Wildgänse ließen sich auf einer Wiese nieder, um zu weiden. Der Junge verließ sie und lief zu einem kleinen Hügel am Ufer, um auf den Strom schauen zu können, der in einer breiten Bahn tief unter ihm floß. Ganz in der Nähe führte eine Landstraße zum Fluß, und die Reisenden wurden mit einer Fähre übergesetzt. Das war etwas Neues für den Jungen, und das Zuschauen machte ihm Spaß, doch plötzlich überfiel ihn eine fürchterliche Müdigkeit. »Ich werde wohl eine Weile schlafen müssen. Ich habe heute nacht ja kaum ein Auge zugetan«, dachte er, verkroch sich in ein dichtes Grasbüschel, versteckte sich, so gut er konnte, unter Gras und Stroh und schlief ein.

Er erwachte davon, daß Menschen neben ihm saßen und miteinander redeten. Sie waren Reisende von der Landstraße, die nicht mit der Fähre über den Fluß setzen konnten, weil jetzt große Eisschollen heruntergeschwommen kamen und die Fähre behinderten. Während sie warteten, waren sie den Damm hinaufgegangen, und nun saßen sie da und sprachen darüber, wieviel Schwierigkeiten ihnen der Fluß bereitete.

»Ich wüßte gern, ob es in diesem Jahr eine solche Überschwemmung gibt, wie das im vergangenen Jahr der Fall war«, sagte ein Bauer. »Bei uns zu Hause stand der Fluß so hoch wie die Telefonmasten, und unsere ganze Floßbrücke hat er weggerissen.«

»Im vergangenen Jahr hat er in unserem Kirchspiel nicht so viel Schaden angerichtet«, sagte ein anderer, »doch im Jahr zuvor nahm er mir eine ganze Scheune voller Heu.«

»Ich werde nie die Nacht vergessen, in der er gegen die große Brücke bei Domnarvet anstürmte«, fiel ein Eisenbahnarbeiter ein. »Niemand im ganzen Werk konnte auch nur eine Stunde schlafen.



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